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NASCO-Tagung 2019 in Tromsö

Die jährliche Tagung der North Atlantic Salmon Conservation Organization (NASCO) fand dieses Jahr vom 5. bis 7. Juni in Tromsö statt. Der Verein „Der Atlantische Lachs e.V.“ ist seit 2016 als NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) bei der NASCO gemeldet. Insgesamt sind 41 NGOs in der NASCO vertreten. Aus Deutschland ist „Der Atlantische Lachs e.V.“ die einzige gemeldete NGO.

Für die freundliche Einladung zu der dem Jahrestreffen durch die NASCO und die ebensolche Aufnahme durch die offiziellen deutschen Vertreter der Tagung möchten wir uns herzlich bedanken.

 

Tagungshotel NASCO Tagung, Juni 2019, Tromsoe

Tromsoe Tagungshotel der NASCO, Juni 2019, Foto: Ackmann

Die NASCO

„NASCO is an international organization, established by an inter-governmental Convention in 1984. The objective of NASCO is to conserve, restore, enhance and rationally manage Atlantic salmon through international co-operation taking account of the best available scientific information.”

Weitere Infos über die NASCO finden Sie hier:  http://www.nasco.int/about.html

Die North Atlantic Salmon Conservation Organization (NASCO) ist eine regionale Fischereiorganisation, die sich im gesamten Nordatlantischen Verbreitungsgebiet des Atlantischen Lachses (Salmo salar) für die Erhaltung, Wiederherstellung, Förderung und für ein Fischereimanagement auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen dieser Wanderfischart einsetzt.

Der Atlantische Lachs durchquert bei seinen Wanderungen – vom Geburtsgewässer zu den Nahrungsgebieten im Polarmeer und auf seinem Rückweg zum Laichgewässer – Fischereizonen verschiedener Länder. Ein sinnvolles Management des Lachses ist daher nur durch eine internationale Zusammenarbeit zu erreichen.

Die NASCO wurde 1984 gegründet und wird derzeit von sechs Delegationen repräsentiert: Dänemark (für Färöer Inseln und Grönland), die EU, Kanada, Norwegen, die russische Föderation und die USA. Sie ist die zuständige internationale Organisation für die Bewirtschaftung des Lachses im gesamten Nordatlantik.
Das BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) und die BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) vertreten Deutschland seit 2006 in der EU Delegation der NASCO.

Das Konventionsgebiet der NASCO ist in drei Kommissionen unterteilt:

  1. Nordamerikanische Kommission
  2. Nord-Ostatlantische Kommission
  3. Grönland Kommission

Neben den drei Kommissionen gibt es noch den Rat (Council) mit dem Präsidenten und Vizepräsidenten, das Sekretariat, eine Kommission für Finanzen und Administration und ein Vorstand für wissenschaftliche Untersuchungen: (International Atlantic Salmon Research Board (IASRB)

Die NASCO ist an den deutschen Aktivitäten zur Wiederansiedlung des Lachses sehr interessiert. Das BMEL und die BLE berichten seit Jahren im Rahmen der NASCO Berichterstattung über die Entwicklung der Wiederansiedlung dieser für die Fischerei so wertvollen Fischart. In Deutschland wurde 2016 zum ersten Mal eine Jahrestagung in Bad Neuenahr-Ahrweiler ausgerichtet.

NASCO-Jahrestreffen 2019

IYS (International Year of Salmon) – Symposium

Am 3. und 4. Juni 2019 wurde unmittelbar vor dem 36. NASCO-Jahrestreffen ein zweitägiges Symposium durchgeführt. Das Symposium stand in Verbindung mit den Aktivitäten zum Internationalen Jahr des Lachses (IYS) und trug den Titel „Managing the Atlantic salmon in a Rapidly Changing Environment – Management Challenges and Possible Responses“. Es befasste sich mit zwei Hauptthemen. Zum einen ging es um den Klimawandel und den Status der Lachsbestände, zum anderen um Möglichkeiten durch ein angepasstes Lachs-Management Lösungen für die vielen Herausforderungen zu finden, denen die Lachsbestände ausgesetzt sind. Das IYS soll zum Anlass genommen werden, um zukünftig in regelmäßigen Abständen Symposien abzuhalten und Statusberichte (SoS Report) zum Atlantischen Lachs anzufertigen.

NASCO Tagung

In den Mitgliedsstaaten wurden Entwürfe für Umsetzungspläne (IPs) erstellt, die dann von einer Prüfgruppe (Review Group) für den dritten Berichtszyklus (2019-2024) analysiert und bewertet wurden. Die Ergebnisse der Prüfgruppe wurden in einer Vortragsveranstaltung vorgestellt. Bislang entspricht nur der dänische Umsetzungsplan den neuen Anforderungen.
Probleme bereiten insbesondere die sogenannten „SMART“ Actions. Sie sollen klar und präzise auf Gefährdungen zugeschnitten sein, klare Ziele verfolgen und im Rahmen des Berichtszeitraumes umsetzbar sein. Der Erfolg der Maßnahmen soll überprüfbar sein. Ein korrigierter Entwurf der Umsetzungspläne muss bis zum 1. November 2019 von den Mitgliedsstaaten eingereicht werden. Ein neuer Prüfbericht soll bis zum 30. November 2019 von der Review Group erarbeitet werden.

In einer weiteren Vortragsveranstaltung (Special Session) wurden die Erfahrungen mit der NASCO-Jahresberichtserstattung des abgelaufenen zweiten Berichtszyklus von 2013-2018 zusammenfassend präsentiert.

In diesem Zusammenhang wurden auch die Ergebnisse der sog. Annual Progress Reports von 2018 vorgestellt. Für Deutschland wurden die Auswirkungen des Extremsommers 2018 auf die Lachswanderung erläutert und der neue Masterplan Wanderfische der Internationalen Kommission für den Schutz des Rheines (IKSR) zusammenfassend vorgestellt.

Die Situation der Lachspopulationen hat sich im ganzen Verbreitungsgebiet des Atlantischen Lachses deutlich verschlechtert. Aktuelle Probleme, die in einem engen Zusammenhang mit der kommerziellen Lachszucht stehen, wie z.B. die erneute Zunahme der Schäden durch Lachsläuse (Lepeophtheirus salmonis) und das Auftreten von Virusinfektionen, haben den Druck zum Handeln erhöht.

Exkursionen im Rahmen der Tagung

Nach Abschluss der Tagung gab es die Möglichkeit an zwei Exkursionen teilzunehmen.

Eine Halbtagestour führte bei schönstem Nordpolarsommerwetter nach Sommaröy, einer idyllisch am Polarmeer gelegenen Insel westlich von Tromsö. Hier erwartete uns ein weißer Strand (entstanden durch Kaltwasserkorallenreste) mit türkisblauem Wasser – die Karibik Norwegens. Zitat unseres Guides, Kjell Ove Hvedings: „Bei uns auf Sommaröy hat man viel Zeit. Die Sonne geht ja erst wieder im August unter…“. Diese Insel war übrigens einen Monat später mit der Mitteilung in der europäischen Presse, dass die Kommune die Abschaffung der Zeit für Sommaröy beantragt hatte. Es handelte sich allerdings um einen PR Gag.

Exkursion zur Insel Sommaroeya, Juni 2019, Foto: Ackmann

Sommaroeya, Seeschwalbe mit Sandaal, Juni 2019, Foto: Ackmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Ganztagestour wurden die Lachsgewässer der Lyngen-Alpen besucht – leider bei grauem Regenwetter mit tiefhängenden Wolken.

Soerlenangsbotn im Stormyra Naturreservat, Juni 2019, Foto:Ackmann

Soerlenangsbotn im Stormyra Naturreservat, Juni 2019, Foto:Ackmann

Hier wurden beispielsweise Maßnahmen erläutert, die am Fluss Skibotn durchgeführt wurden, um den Parasiten Gyrodactylus salaris aus dem Gewässer zu entfernen. Nachdem die erste Maßnahme nicht erfolgreich war, wurde in diesem Jahr ein weiterer Versuch gestartet. Damit die Wirkstoffe auch tiefer liegende Stellen erreichen, wurde mit Chemikalien versetztes Katzenstreu benutzt.

Norwegen hat diesen Parasiten jetzt nachweislich in 32 Gewässern erfolgreich bekämpfen können. Bei 11 Gewässern muss eine erfolgreiche Behandlung noch nachgewiesen werden (fünfjährige Messreihe), 7 Gewässer sind noch belastet.

Außerdem gab es beunruhigende Berichte der norwegischen Gastgeber über Probleme mit einer Infektionskrankheit im Fluss Enningdalselva im Süden des Landes, die vermutlich durch Viren ausgelöst wird. Hiervon sind die Lachsrückkehrer in einigen Flusssystemen in Norwegen betroffen. Auch Berichte aus Schweden, Schottland und Irland über tote Lachsrückkehrer mit den gleichen Symptomen liegen vor.

Trotz der schwierigen Themen war es ein landschaftlich schönes Ausflugsprogramm mit der Möglichkeit, Kontakte mit anderen Lachsinitiativen zu knüpfen. Ein reger Austausch entwickelte sich mit den Vertretern aus den Vereinigten Staaten, hier insbesondere zu denen aus Maine und Connecticut. Beide Vertreter sind auch in Unterrichtsprojekten und in der Entwicklung von Medien tätig. Es gibt bereits ein internationales Netzwerk von Schulen, das sich mit diesen Themen beschäftigt. Eine Zusammenarbeit in diesen Projekten wird angestrebt.

Fazit:

Für einen Verein von der Größe des Lachsvereins ist es als Ehrenamtler schwierig, sowohl aus zeitlichen als auch finanziellen Gründen, an derartigen Symposien oder Tagungen teilzunehmen.

Der Output ist allerding nicht zu unterschätzen. Die Anregungen, die wir in den Fachgesprächen erhielten, werden wir in den nächsten Wochen verarbeiten.

Die von uns entwickelten und dort ausgelegten Medien – Broschüren über die negativen Auswirkungen der Wasserkraft auf Fließgewässer in englischer Sprache und die CD „The Return oft the Salmon“ – fanden großes Interesse.

Mit jeder Delegation aus den Mitgliedstaaten werden auch NGOs eingeladen. So nahmen rund. 30 Vereine und Organisationen an der Tagung teil, die ihre Erfahrungen einbringen und sich intensiv untereinander austauschen konnten.

Die neu gewonnenen Informationen werden auch in der Überarbeitung der Präsentation „Die Rückkehr der Lachse“ Eingang finden.

Die stärkere Vernetzung der NGO Gruppen untereinander ist eine wichtige Aufgabe für die nahe Zukunft. Als ersten Schritt haben wir eine Internetseite angelegt, in der wir über weltweite Schulprojekte zum Thema Lachs berichten.

Für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichts (Hinweise und Textbausteine zur Arbeit der NASCO) durch Herrn Clemens Fieseler (BLE Bonn) möchten wir uns ganz herzlich bedanken.

 

Hagen, den 1.8.2019

Heinz Ackmann
Vorstand „Der Atlantische Lachs e.V.“

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