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29. Mitgliederversammlung der Gesellschaft zur Rettung des Störs in Rostock

Institut für Fischerei auf dem Gelände des Fischereihafens Rostock

Das Institut für Fischerei auf dem Gelände des Fischereihafens Rostock. Früher befand sich hier das Fischkombinat und das Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung der ehemaligen DDR. Foto: M. Ackmann

Am Samstag, den 6.5.2023 fand die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins von 10.00 – 15.00 Uhr im Institut für Fischerei der LFA Mecklenburg-Vorpommern in Rostock statt. Neben den notwendigen Formalitäten gab es in der Tagesordnung die Berichte zum Ostsee- und Nordsee-Stör.

Fünf Themen, die jeweils neue Perspektiven und Entwicklungen aufzeigen:

• Baumaßnahmen an der Oder
• Großbritannien und Schweden jetzt in der HELCOM Arbeitsgruppe aktiv
• Planungen Aufzuchtstation in Geesthacht/ Hälterung der Sturios auf Helgoland im Salzwasser
• Telemetrie Netz mit Receivern am Stettiner Haff und Greifwalder Bodden
• 30-jähriges Jubiläum im Jahr 2024

Baumaßnahme an der Oder
Die Oder entspringt in Tschechien und fließt ca. 500 Kilometer durch Polen, bevor sie ab der Mündung der Lausitzer Neiße für 160 Kilometer die Grenze zwischen Polen und Deutschland bildet.
Bisher waren die Veränderungen durch Buhnen und Begradigungen im Grenzfluss Oder gering. Fische und andere Tiere können noch über hunderte Kilometer barrierefrei bis zum Meer wandern. Das gibt es sehr selten in Europa. In Flussnähe befinden sich gut erhaltene Wälder, artenreiche Auen und Wiesen. Diese einzigartige Flusslandschaft ist jetzt gefährdet. 2015 haben Deutschland und Polen das „Abkommen über die gemeinsame Verbesserung der Situation an den Wasserstraßen im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ unterschrieben. Während von der deutschen Seite die Maßnahmen als Erhaltungsmaßnahmen – von in die Jahre gekommenen Buhnen – bezeichnet werden, scheint die polnische Seite Fakten schaffen zu wollen. Beobachter berichten, dass der Umfang und die Größenordnung der Buhnen deutlich höher ist als in der Ausschreibung. Die Buhnen sind auf Plastikmatten aufgebrachte Steinaufschüttungen, die in die Oder hineinragen. Zwischen den Buhnen entsteht ein Wirbel, so dass sich dort Sedimente des Stroms absetzen. Dadurch entsteht eine Vertiefung des Hauptstroms, die enge und flache Stellen für die Schifffahrt beseitigt.
Polen hat 2022 mit den Bauarbeiten begonnen. Zwischen Frankfurt (Oder) und Hohensaaten (Märkisch-Oderland) sollen hunderte Buhnen auf insgesamt 54 Kilometer saniert oder neu aufgebaut werden.

Buhnenausbau am polnischen Oderufer, Foto: C. Wolter

Buhnenausbau am polnischen Oderufer, Foto: C. Wolter

Am Mittellauf soll eine Kette von Staustufen entstehen, damit die Oder durchgehend für große Binnenschiffe befahrbar wird.
Anfang März stoppte das oberste Verwaltungsgericht in Polen den Ausbau der Oder wegen Umweltschutzbedenken vorläufig. Von polnischen Behörden wird die Entscheidung bisher ignoriert. An der Klage beteiligten sich Umweltorganisationen aus Deutschland und Polen, aber auch das Umweltministerium in Brandenburg. Sie klagen gegen das polnische Wasseramt „Wody Polskie“ sowie gegen die polnische Umweltbehörde, die den Ausbau genehmigt hat.

Großbritannien und Schweden sind jetzt in der Helcom Arbeitsgruppe aktiv
Bei den Wiederansiedlungsbemühungen im Ostseeraum war die HELCOM EG-STUR ein wichtiges Gremium, in dem die Planungen über Ländergrenzen hinweg vorangetrieben wurden. So sind zum Beispiel mehrere Zuchtstationen für den Ostseestör in den Baltischen Staaten entstanden. In Schweden gibt es nun auch Aktivitäten für eine Wiederansiedlung im Gösta älv.
In Großbritannien wurde der Stör von offizieller Seite als nicht heimische Art klassifiziert. Neuere Belege zeigen deutlich, dass es in den letzten Jahrhunderten viele Fangmeldungen aus den Flüssen und Küstengewässern gegeben hat. Dies bezieht sich sowohl auf Acipenser sturio als auch auf Acipenser oxirinchus. Daher gibt es nun auch in Großbritannien Wiederansiedlungsbemühungen und eine Mitarbeit in der HELCOM EG-STUR.

Planungen Aufzuchtstation in Geesthacht/ Salzwasser-Hälterung der Sturios auf Helgoland
Für den Acipenser sturio war eine Aufzuchtstation in Geesthacht geplant. Da sich die Baumaßnahmen am Fischpass in Geesthacht hinziehen und zudem zurzeit – zumindest für die Weibchen – eine Hälterung im Salzwasser favorisiert wird, erscheint eine Umsetzung einer Elterntierhaltung in Geesthacht nicht als zielführend. Auch ist eine Ausleitung des Salzwassers in die Elbe nicht möglich.
Die Erfahrungen der letzten Jahre mit weiblichen Sturios hat gezeigt, dass viele Weibchen zwar zu bestimmen Jahreszeiten laichbereit sind, aber dann sehr wenige oder zumeist gar keine befruchtungsfähigen Eier ausbilden. Es wird angenommen, dass die Weibchen nicht kräftig genug für die Bildung von Eiern sind. Das zeigt sich auch daran, dass die Weibchen über keine dem Alter entsprechende Größe verfügen. Sie sind zu klein und verfügen nur über sehr geringe Energiereserven. Versuche in Frankreich haben gezeigt, dass die Tiere im Salzwasser schneller wachsen und kräftiger werden. Auch in der Zuchtstation CEMAGREF (Centre National Machinal Agriculture Genie Rural Eaux et Forrêt) in Frankreich bei Bordeaux wird dieser Weg beschritten.
In Kooperation mit dem AWI (Alfred-Wegener-Institut) soll jetzt eine Hälterung auf Helgoland auf dem dortigen AWI-Gelände umgesetzt werden. Die Infrastruktur ist vorhanden, es sollen einige Bassins für die Störe hinzugebaut werden.

Telemetrie Netz mit Receivern am Stettiner Haff und Greifwalder Bodden
Um Informationen zum Wander- und Aufenthaltsverhalten der ausgesetzten Störe zu erhalten, gibt es ein System von Receivern in unterschiedlichen Bereichen, die jeweils von akustischen Sendern, die den Fischen implantiert werden, aktiviert und registriert werden. Die Sender haben eine Lebensdauer von ca. 15 Jahren.
Zurzeit sind in folgenden Bereichen Receiver installiert:
Receiver im Bereich der Ausgänge aus dem Stettiner Haff
• in der Swina (Weg über Swinemünde),
• in der Dziwna (Weg über Wolin und Kamien Pomorki) und
• im Achterwasser der Peene (Peenestrom)

Receiver im Bereich des Ausgangs aus dem Greifswalder Bodden
• bei Ruden

30-jähriges Jubiläum im Jahr 2024
Im Jahr 2024 sollen Veranstaltungen im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums stattfinden. Ideen wurden gesammelt, Beschlüsse gab es nicht.

Heinz Ackmann

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