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Flussauen
Weitere Effekte, die zum Austrocknen von Wasserkraftanlage auf höchster Stufe gefah-
Flussbett und Auen führen, finden sich bei ren wird, um einen ökonomischen Vorteil zu
Ausleitungskraftwerken sowie bei Kraftwerken erreichen. Hierzu muss der Fluss aber einige
im Schwallbetrieb. Zeit angestaut werden, damit eine möglichst
Bei Ausleitungskraftwerken wird an einem große Wassermenge zur Verfügung steht. In
Wehr der Wasserkraftanlage über einen der Anstauzeit durchströmt wenig Wasser die
Oberwasserkanal Wasser zugeleitet. Die Anlage, der Flussabschnitt unterhalb der An-
sogenannte Mindestwasserführung ist hier lage kann großflächig trockenfallen. Fischbrut,
ökologisch von Bedeutung. Häufig ist die Jungfische oder andere aquatische Lebewe-
verbleibende „Restwassermenge“ der Auslei- sen überleben diese Trockenheit häufig nicht.
tungsstrecke, bei der es sich im Grunde um Nach dem Anstauen verändert sich der Fluss
das ursprüngliche Gewässer handelt, absolut in einen reißenden Strom, weil dann große
ungenügend. Wassermassen die Turbinen passieren. Ein
Das ursprüngliche Fließgewässer gleicht dann Desaster für Flora und Fauna.
einer von vereinzelten Rinnsalen durchzoge- Die IKSR (Internationale Kommission zum
nen, trockengefallenen, verödeten Schotter- Schutz des Rheins) bewertet den Schwallbe-
wüste, die zur tödlichen Falle für Wasserlebe- trieb auf ihrer Internetpräsenz wie folgt:
wesen werden kann. Die einzige Möglichkeit „Diese plötzlichen und völlig unnatürlichen
zur Erhaltung dieses Lebensraumes ist eine Wasserschwankungen können die Gewässer
ausreichende Erhöhung der Restwassermenge beeinträchtigen durch eine
in der Ausleitungsstrecke. • Verringerung des Bestandes und der Bio-
Ausleitung an einem masse von Fisch- und Makrozoobenthos-
Wasserkraftwerk arten,
• Veränderung der Artenzusammensetzung
Foto: von Makrozoobenthos und Fischen,
Dr. Bernd Stemmer • Zunahme des Abdriftens und Strandens
von Gewässerorganismen (u.a. von Jung-
fischen),
• weitgehend biologische Verödung der Was-
serwechselzone, da eine biologische An-
passung an ein kurzfristiges Trockenfallen
und anschließendes Fluten nicht möglich
ist.
Die IKSR beurteilt den Schwallbetrieb aus
gewässerökologischen Gründen als gewässer-
Ausleitungskraftwerk schädlich und fordert die Umsetzung schwall-
dämpfender Maßnahmen (z.B. Vergleichmä-
Grafik: ßigung des Abflusses, Verlangsamung des
Maria Ackmann Schwallrückgangs).“
Informationen:
Eine Extremform des Schwallbetriebs ist die
Stauraumspülung, die besonders im alpinen
Raum von Bedeutung ist:
http://riverwatch.eu/allegeimein/video-dan-
ke-wasserkraft-wenn-fische-schreien-konnten
Vortrag von Dr. Günther Unfer:
Viele Kraftwerke, häufig im süddeutschen http://www.oekf.at/pdfs/Stauraumspuelun-
Raum, werden im sogenannten Schwall- gen-und-Probleme-des-Geschiebehaushalts_
betrieb gefahren. Dies bedeutet, dass zu Unfer.pdf
Zeiten, in denen der Strompreis hoch ist, die