Page 10 - Wasserkraftbroschuere
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          Flussauen

                             Strom aus Wasserkraft kann kein grüner Strom sein,
                             weil Flussauen und Altarme trockenfallen und die
                             Lebensräume veröden.






                             Querbauwerke stellen meist ein unüberwind-  Dies zeigt, dass eine Reaktivierung des Ge-
                             bares Hindernis sowohl für Wasserlebewesen   schiebetransports an bestehenden Staustufen
                             als auch für den Geschiebetransport dar.   sehr aufwendig und auf der gesamten Länge
                             Der Geschiebehaushalt hat einen großen Ein-  eines mehrfach gestauten Flusses gar nicht
                             fluss auf die Ökologie von Fließgewässern.   möglich ist.
            Der Rhein bei Iffez-  Geröll, Kies und Sand werden normalerweise
             heim 1838 (breites   durch die Strömung in großen Mengen strom-
              Flussbett, Inseln,   abwärts transportiert, bleiben in Stauräumen
          Seitenarme, Kies- und   jedoch durch die Verminderung der Fließge-
             Sandbänke) und in   schwindigkeit liegen und fehlen dann in den
             den 1980er Jahren   Mittel- und Unterläufen des Flusses.
           (schmales Flussbett,   Dort wird durch die Strömung mehr Material
            Schleuse, Kraftwerk   abgetragen als neues hinzukommt. Insbeson-
           und Wehr). Seit 2000   dere begradigte Flüsse mit befestigter Ufer-
                ist eine 200 m   zone graben sich immer tiefer ein; Kiesbänke
           lange Fischtreppe un-  verschwinden ganz, Altarme werden vom
           terhalb des Kraftwer-  Fluss abgetrennt und verlanden.
                kes in Betrieb.  Der Wasserspiegel des Flusses senkt sich in
                             Relation zu den Flussauen und Altarmen ab.
          Grafik: Maria Ackmann  Die Folge ist die Trockenlegung dieser ökolo-
                             gisch wichtigen Gebiete.
                             Für die Donau wird von Jungwirt et al. (Bei-
                             spiel unten) beim Kraftwerk in Freudenau
                             (Wien) ein Mittelwert der Tiefenerosion von 2
                             bis 3 cm pro Jahr angegeben.
                             Der Tiefenerosion durch Staustufen im
                             Oberlauf eines Flusses muss durch ständige
                             Zugabe von Geröll und Kies oder gegebenen-  Dies gilt nicht nur für die Donau, sondern
                             falls sogar durch den Bau weiterer Staustufen   auch für den Oberrhein, die Werra, die Elbe
                             flussabwärts entgegengewirkt werden.       und die Oder.
                             Am Kraftwerk in Freudenau werden zur Kom-  Zahlreiche Projekte zur Reaktivierung oder
                             pensation der Tiefenerosion jährlich       Renaturierung von Altarmen und Flussauen
                             160.000 m  (dies entspricht etwa 20.000    zum Zwecke des Natur- und Hochwasser-
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                             LKW-Ladungen) Geröll und Kies in die Donau   schutzes können diese Symptome nur korri-
                             geschüttet, um das Geschiebe in der Fluss-  gieren.
                             sohle in Gang zu halten.



                             Beispiel Donau:
                             Vor dem Bau zahlreicher Flussregulierungen und der Errichtung von Kraftwerken an den großen
                             Zuflüssen der Donau, speziell des stark geschiebeführenden Inns, wurde eine jährliche Ge-
                             schiebefracht von 400.000 m  angegeben. Querbauwerke unterbinden diesen Transport fast
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                             vollständig.
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                             die aquatische Tierwelt, Limnologie aktuell, Band 12)
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