Page 7 - Wasserkraftbroschuere
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          Fließgewässer

                             Die gravierend veränderten chemischen und   setzung von Fischen und anderen Organismen
                             physikalischen Bedingungen des gestauten   bestimmen. Fischen kommt dabei die Bedeu-
                             Gewässers sind für fast alle Fließgewässer-  tung von Zeigerorganismen für die Bewertung
                             bewohner lebensfeindlich. In Staubereichen   der Ökologie und der Fließgewässerstruktur
                             siedeln daher im Wesentlichen „Allerweltar-  zu (vgl. Seite 25 Umweltrecht).
                             ten“, gleichzeitig verschwinden anspruchsvol-
                             le Arten.
              Steinfliegenlarve  Die Verödung betrifft nicht nur Fische, son-
                             dern auch Wirbellose, beispielsweise Libellen,
                       Foto:   Steinfliegen und Eintagsfliegen.
            Dr. Bernd Stemmer   Auch die Reproduktionsmöglichkeiten für
                             kieslaichende Arten sind in Staustrecken
                             nicht gegeben, weil der Gewässergrund
                             verschlammt. Der Lebensraumverlust betrifft
                             dabei oft seltene, nach europäischem Recht
                             geschützte Arten.
                             Ein Artenverlust von bis zu 94 % der kies-
                      Nasen  laichenden Fischarten wird aufgrund der
                             fehlenden Durchgängigkeit der Fließgewässer
                       Foto:   angegeben. Dies ist ein Ergebnis der im Jahr
            Dr. Bernd Stemmer   2004 deutschlandweit durchgeführten Be-
                             standsaufnahme zur Umsetzung der Wasser-
                             rahmenrichtlinie (WRRL).
                             Für den in der WRRL geforderten „guten
                             ökologischen Zustand“ der Gewässer ist die
                             Durchgängigkeit ein vorrangiges Ziel.
                             Der Zustand eines Gewässers lässt sich
                             anhand einer Analyse der Artenzusammen-



                             Beispiele:
                             „In der Donau verschwanden spätestens mit der Errichtung des ersten Kraftwerkes am Ei-
                             sernen Tor unwiederbringlich die früher bis Österreich und Bayern anzutreffenden anadromen
                             Störarten.
          Kraftwerk Eisernes Tor
                    (Donau)

                       Foto:
             Erhard Staufenbiel

           Kraftwerk Jettenbach
                       (Inn)

           Foto: Thomas Huber,
                    Ampfing
                             Im Inn lebten ursprünglich dreißig Fischarten. Nach Errichtung des ersten bayerischen Kraft-
                             werkes in Jettenbach 1921 brach am Tiroler Inn die Berufsfischerei innerhalb kürzester Zeit
                             zusammen (Waidbacher & Haidvogl 1998). Heute sind in diesem Bereich nur noch zwei Fischar-
                             ten (Bachforelle und Äsche) auf der Basis natürlicher Reproduktion in noch halbwegs entspre-
                             chenden Beständen erhalten.“
                             (Jungwirt, M., Moog, O., Schmutz, St. (2006): Auswirkungen der Stauregelung großer Flüsse auf die
                             aquatische Tierwelt, Limnologie aktuell, Band 12, S. 79-98)
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